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Datum: 03.07.2023

Landkreis Oberhavel bereitet Notunterkunft für Geflüchtete in Zehdenick vor

Sporthalle in Zehdenick muss als Notunterkunft dienen / Weniger als 90 Plätze frei / Fast 2.000 Menschen noch für 2023 in Oberhavel erwartet

2.400 Geflüchtete – das sind 200 Menschen pro Monat – soll Oberhavel in diesem Jahr neu aufnehmen. Das sieht eine zum Jahresbeginn durch das Land Brandenburg vermeldete Prognose vor. Bis Anfang Juni hat Oberhavel bereits 470 Personen aufgenommen. Sie kommen aus der Ukraine, Syrien, aus Afghanistan, aus Somalia, aus dem Iran, dem Irak, aus Vietnam und aus der russischen Föderation. Damit hat der Kreis bisher ein Fünftel seines Aufnahmesolls für dieses Jahr erfüllt und entsprechend noch fast 2.000 Menschen neu aufzunehmen.

Verpflichtung zur Aufnahme geflüchteter Menschen
Denn Oberhavel ist gemäß Landesaufnahmegesetz dazu verpflichtet, geflüchtete Menschen aufzunehmen und unterzubringen. Dafür stellt der Kreis aktuell acht Gemeinschaftsunterkünfte bereit. In weiteren Unterkünften in Hohen Neuendorf und Zehdenick sind ukrainische Geflüchtete untergebracht. Saisonal kann außerdem das Kinder- und Jugend-Freizeitzentrum in Neuglobsow als Unterkunft genutzt werden. Insgesamt stehen dem Landkreis damit 2.138 Plätze für Geflüchtete zur Verfügung. Aktuell sind davon noch etwa 130 Plätze frei. Weil die Unterkunft in Neuglobsow nicht für die kalte Jahreszeit geeignet ist, sind allerdings die dort vorhandenen 44 Plätze für die Wintermonate in anderen Unterkünften freizuhalten. So bleibt dem Kreis aktuell ein Spielraum von weniger als 90 Plätzen. Die Zahl zeigt deutlich, dass die Kapazitäten in Oberhavel in Kürze erschöpft sind. Das wird voraussichtlich im August der Fall sein.

Sporthalle als Notunterkunft
„Angesichts des anhaltenden Zustroms von Geflüchteten steht der Landkreis Oberhavel vor der Herausforderung, angemessene Unterkünfte für alle Menschen bereitzustellen. Aufgrund der begrenzten Kapazitäten stehen wir nun vor der schwierigen Entscheidung, vorübergehend auf Sporthallen als Unterbringungsmöglichkeiten zurückzugreifen“, erklärt Sozialdezernent Matthias Kahl. „In den letzten Monaten ist die Zahl der Geflüchteten, die in Deutschland – und damit auch in Brandenburg und im Landkreis Oberhavel – Schutz suchen, nicht zurückgegangen. Das stellt uns vor große logistische und räumliche Herausforderungen. Trotz intensiver Bemühungen, ausreichenden Wohnraum zu schaffen, reichen aktuell die vorhandenen Kapazitäten nicht aus, um alle Menschen angemessen unterzubringen.“ Um Schutzbedürftigen dennoch ein sicheres Obdach zu bieten, bereitet sich der Landkreis darauf vor, vorübergehend Sporthallen als Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Das betrifft zunächst die Sporthalle am Wesendorfer Weg in Zehdenick. Der Landkreis bereitet die Halle aktuell dafür vor.

Suche nach langfristigen Lösungen
„Dies ist eine kurzfristige Maßnahme, um den Menschen in einer akuten Notsituation Unterkunft und Sicherheit zu bieten. Wir bedauern, dass wir diese Entscheidung jetzt treffen müssen. Denn wir wissen, welche gravierenden Einschnitte für die Schülerinnen und Schüler und Sportlerinnen und Sportler in und um Zehdenick damit verbunden sind. Gleichwohl können wir die zu uns kommenden Geflüchteten nicht ihrem Schicksal und der Obdachlosigkeit überlassen“, so Kahl. „Es ist uns parallel wichtig, langfristige und nachhaltige Lösungen zu finden, um die Unterbringungssituation zu verbessern.“

Alle Verantwortlichen setzen sich dafür ein, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen und alternative Unterkünfte zu finden, die den Bedürfnissen der geflüchteten Menschen besser entsprechen. Es werden zugleich alle möglichen Optionen geprüft, um die Lage zu bewältigen und die Lebensqualität in den betroffenen Gemeinden zu erhalten.

Sanierung und Bau von neuem Wohnraum
Nachdem Ende März die erweiterte Unterkunft in der Dr. Heinrich-Byk-Straße in Oranienburg mit zusätzlichen 200 Plätzen in Betrieb genommen werden konnte, gibt es weitere konkrete Bauvorhaben im Kreis. So hat im April 2023 der Bau von fünf Wohngebäuden in der Lindenstraße in Marwitz begonnen. Mit der Fertigstellung ist frühestens im Frühjahr 2025 zu rechnen. Außerdem ist geplant, die schon bestehende Unterkunft im Mühlenbecker Weg im Oranienburger Ortsteil Lehnitz um rund 200 Plätze zu erweitern. Auch an der ehemaligen Landwirtschaftsschule Luisenhof in der Germendorfer Allee in Oranienburg-Eden werden knapp 100 Plätze entstehen, um Geflüchtete gut und sicher unterzubringen.

Weitere Plätze könnten nach Plänen der Kreisverwaltung in Hohenschöpping auf dem kreiseigenen Gelände der ehemaligen Ingenieurschule bei Velten entstehen. Hier werden aktuell die baulichen und planerischen Voraussetzungen geprüft. „Wir befinden uns aktuell noch in einem sehr frühen Stadium. Noch ist nicht klar, ob unsere Ideen hier überhaupt umgesetzt werden können“, erklärt Matthias Kahl.

Bitte um Solidarität und Verständnis
Der Landkreis Oberhavel bittet alle Menschen in Oberhavel um Solidarität und Verständnis für die schwierige Situation der Geflüchteten. Kahl ruft auf: „Diese Unterstützung ist entscheidend, um den Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, ein neues Zuhause zu geben und ihnen dabei zu helfen, sich in der Gesellschaft zu integrieren.“ Schon 2022 hatte unser Landkreis sich sehr solidarisch gezeigt und mehr als 3.000 Geflüchtete aufgenommenen, darunter etwa 2.500 Menschen aus der Ukraine. Das vom Land Brandenburg für das vergangene Jahr geforderte Aufnahmesoll hatte der Landkreis damit erfüllt.

Der Landkreis Oberhavel setzt sich parallel beim Land Brandenburg dafür ein, dass langfristig landesweit veränderte, gesamtgesellschaftlich verträglichere Strategien für die Unterbringung geflüchteter Menschen gefunden werden.