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Datum: 03.07.2019

Vermutlich sorgen Brandstiftungen für Dauereinsatz der Einsatzkräfte im Löwenberger Land und Amt Gransee

Vertreter von Landkreis, Feuerwehren, Kommunen und Polizei berieten über aktuelles Brandgeschehen in Oberhavel

„Wir schätzen die aktuelle Waldbrandsituation im Landkreis Oberhavel derzeit als kritisch ein. Und sie ist durchaus nicht nur auf die momentanen Witterungsbedingungen zurückzuführen, sondern in vielen Fällen ist von Brandstiftung auszugehen“, informierte Vizelandrat Egmont Hamelow am Mittwoch die Presse über ein Arbeitstreffen, zu dem der Landkreis kurzfristig Vertreter der Gemeinde Löwenberger Land und des Amtes Gransee und Gemeinden, der Kriminalpolizei und der Forstbehörde eingeladen hatte. Dabei ging es insbesondere um bisher eingeleitete und weitere erforderliche Maßnahmen für die beiden Kommunen sowie um eine enge Abstimmung aller eingebundenen Behörden, Organisationen und Einrichtungen.

„Die Kameradinnen und Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehren leisten insbesondere in diesen Tagen Überdurchschnittliches, ja beinahe Übermenschliches. Fast täglich sind sie in unserem Landkreis, aber auch außerhalb Oberhavels im Land Brandenburg im Einsatz – vor allem zur Bekämpfung von Wald-, Flächen- und Erntebränden“, schilderte Hamelow die derzeitige Lage. „Dafür möchte ich Ihnen auch im Namen aller Bürgerinnen und Bürger Oberhavels unsere vollste Hochachtung und unseren Dank aussprechen.“

Vertreter von Landkreis, Feuerwehren, Kommunen und Polizei berieten über aktuelles Brandgeschehen in Oberhavel.

© Landkreis Oberhavel

Gerd Ritter, stellvertretender Kreisbrandmeister, erläuterte: „Auffällig ist derzeit die Häufung der Brände in der Gemeinde Löwenberger Land. Dies schließt den Verdacht von Brandstiftungen nicht aus. Ähnliche Ereignisse sind bereits in den zurückliegenden Jahren auch im Amtsbereich Gransee sowie Zehdenick zu verzeichnen gewesen. Bis jetzt sichern die Kameradinnen und Kameraden die Einsätze ohne Einschränkungen ab. Die Urlaubs- und Ferienzeit führt allerdings zu einer zusätzlichen personellen Belastung. Mehrere Löscheinsätze an einem Tag wie beispielsweise am vergangenen Sonntag mit fünf Einsätzen im Löwenberger Land führen auch physisch an die Grenzen des Leistbaren. Und auch der ständig schwelende und nicht unbegründete Verdacht auf wiederholte Brandstiftungen führt bei den Kameradinnen und Kameraden vermehrt von Motivationsverlust bis hin zu Wut“, so Gerd Ritter.

Einsätze der Brandschutzeinheit (BSE) – also im Rahmen überörtlicher Hilfe zum Beispiel bei der Brandbekämpfung in der Lieberoser Heide – bedeuten mit Vor- und Nachbereitung mit An- und Abfahrt eine Einsatzzeit von 32 bis 34 Stunden. Auch dies muss bei der Planung der Absicherung der Aufgaben im eigenen Zuständigkeitsbereich durch die Leitstelle berücksichtigt werden. Hier kommt der nachbarschaftlichen Hilfe der örtlichen Feuerwehren eine besondere Rolle zu. Wald- und Flächenbrände verursachen durch Kraftstoffverbrauch, Verpflegung, Entschädigung, Wartung und Reparatur stark beanspruchter Einsatzfahrzeuge erhebliche Einsatzkosten für den örtlichen Träger des Brandschutzes.

Bernd-Christian Schneck, Bürgermeister der Gemeinde Löwenberger Land, berichtete, dass die insgesamt 160 Einsatzkräfte der acht Löschgruppen seiner Gemeinde in diesem Jahr bereits 1.100 Einsatzstunden geleistet haben. „Seit einigen Jahren sind Brandstiftungen im Frühsommer das Thema Nr. 1 bei uns. Leider konnte in jüngerer Zeit noch kein Täter verurteilt werden. Deshalb haben wir gemeinsam mit den Städten Oranienburg und Liebenwalde
15.000 Euro für Hinweise ausgelobt, die zur Ergreifung und Verurteilung von Tätern führen.“ Schneck dankte nicht nur allen Feuerwehrkräften, sondern insbesondere auch deren Arbeitgebern, die gerade in diesen Tagen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren ehrenamtlichen Einsatz den Rücken freihalten.

Jens Ulrich, Leiter des Führungs- und Revierdienstes der Polizeiinspektion Oberhavel, plädierte dafür, die Kommunikationswege zwischen Polizei, Leitstelle und Einsatzkräften vor Ort noch stärker zu optimieren. „Nur wenn wir aktuell über einen Brand informiert sind, können wir rasch Maßnahmen zur Spurensicherung ergreifen. Seit April 2018 haben wir eine dauerhafte Ermittlungsgruppe Wald- und Heidebrände eingerichtet, die sich ausschließlich auf die Ermittlung bei Bränden konzentriert. Dabei nutzen wir neben dem Einsatz ziviler und uniformierter Ermittler auch technische Möglichkeiten wie den Einsatz von Hubschraubern und Videoaufzeichnungen. Ich appelliere an die Bevölkerung, uns jegliche Hinweise und Verdachtsmomente zu liefern – allen Hinweisen gehen wir nach. Wir wissen, dass einige Kommunen über Sicherheitspartnerschaften nach dem Vorbild bei Eigentumskriminalität nachdenken. Das begrüße ich ausdrücklich, sie sollten aber immer eng mit der Polizei abgestimmt werden, damit wir uns nicht gegenseitig behindern.“

Ingo Jeschek, stellvertretender Oberförster der Hoheitsförsterei Neuendorf wies auf den Waldschutzplan des Landes Brandenburg hin, nach dem Waldbesitzer Fördermittel beantragen können, die sie beispielsweise in den Bau von Löschwasserentnahmestellen und zur Befestigung von Wegen investieren können. „Oberhavel hat rund 80.000 Hektar Wald. Diese zu schützen und für nachfolgende Generationen zu erhalten, ist unser oberstes Ziel. Wir rufen alle Waldbesitzer auf, in diesen Hitzewochen noch stärker die in ihrem Besitz befindlichen Flächen zu überwachen. Und natürlich haben wir auch die Jäger zu diesem Thema noch einmal sensibilisiert.“

Egmont Hamelow versicherte zusammenfassend: „Wir nehmen die aktuelle Lage sehr erst. Unsere Zusammenkunft heute hat gezeigt, dass die Situation derzeit angespannt, aber der Zusammenhalt unserer Wehren und die Zusammenarbeit aller Beteiligten gut funktionieren und die Feuerwehren in unseren Städten und Gemeinden personell und auch technisch gut aufgestellt sind. Der Landkreis als überörtlicher Träger des Brandschutzes wird auch künftig die Koordinierung und Abstimmung beim vorbeugenden Brandschutz als eine sehr wichtige Aufgabe wahrnehmen. Wir wenden uns auch von hier aus an die Bürgerinnen und Bürger Oberhavels, noch wachsamer und vorsichtiger zu sein. Jede weggeworfene Zigarettenkippe kann sich zur Katastrophe ausweiten. Denken Sie daran, dass nicht nur Natur und Umwelt geschädigt werden können, sondern auch Menschenleben bedroht sind – die der Feuerwehrleute, aber auch die von Anwohnerinnen und Anwohnern. Brandstiftung ist kein Kavaliersdelikt und auch kein dummer Jungenstreich, sondern hochgradig kriminell.“

Vertreter von Landkreis, Feuerwehren, Kommunen und Polizei berieten über aktuelles Brandgeschehen in Oberhavel.

© Landkreis Oberhavel