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Datum: 15.05.2020

Landrat antwortet auf offenen Brief aus Zehdenick

Coronavirus: Aktuelle Fallzahlen in Oberhavel

Besorgte Eltern hatten Landrat Ludger Weskamp am Donnerstag, 14.05.2020, in einem offenen Brief ihren Unmut über die Unterbringung von Geflüchteten in einer Gemeinschaftseinrichtung in Zehdenick übermittelt. Sie beanstandeten, dass die Sicherheit der Schülerschaft aufgrund der räumlichen Nähe der Exin-Oberschule Zehdenick zur Gemeinschaftsunterkunft sowie zum Wohnheim des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums, in welchem zeitweise COVID19-Erkrankte untergebracht waren, gefährdet sei.

Dazu hat Landrat Ludger Weskamp heute in einem Antwortschreiben an die Eltern, das zugleich das Staatliche Schulamt und der Schulleiter der Oberschule erhalten haben, Stellung bezogen: „Seit Beginn der Flüchtlingskrise im Jahr 2014 bin ich immer wieder mit der Frage konfrontiert, wo wir die schutzsuchenden Menschen unterbringen. Innerhalb kürzester Zeit waren alle Landkreise verpflichtet, Unterkünfte zu schaffen. Die Verteilung erfolgte in erster Linie nach Einwohnerzahlen und der Verfügbarkeit von geeigneten Liegenschaften. In vielen Diskussionsrunden mit Bürgerinnen und Bürgern der betroffenen Städte wurden die Argumente – pro und contra – teils sehr emotional diskutiert. Bei jeder Standortentscheidung gab es triftige Gründe dafür oder dagegen. Letzten Endes mussten jedoch Entscheidungen getroffen werden, die natürlich nicht überall und bei jedem auf Verständnis stießen. Besonders dann nicht, wenn eine persönliche Betroffenheit gegeben war.”

Weskamp erklärt weiter: „In Abwägung aller Interessen entschieden wir uns auch für die Nutzung des leerstehenden, im Eigentum des Landkreises Oberhavel befindlichen Wohnheims wohl wissend, dass sich in unmittelbarer Nähe ein Schulstandort befindet – damals nur das Oberstufenzentrum. Ein Schulstandort, dessen Bestand seit Jahren gefährdet ist und für dessen Erhalt ich mich seit Jahren erfolgreich einsetze. Die Entscheidung, die Exin-Oberschule in kreisliche Trägerschaft zu übernehmen, an diesen Standort zu verlegen und Investitionen in Millionenhöhe zu tätigen, hat wesentlich dazu beigetragen, den Schulstandort in Zehdenick langfristig zu sichern. Auch die Exin-Förderschule soll an diesem Standort ihr neues Zuhause finden." Damit wird deutlich, dass sich der Landkreis Oberhavel klar zum Erhalt und zur Entwicklung des Bildungsstandortes in Zehdenick bekennt. „Den Vorwurf, einen Asylstandort mit Bildungseinrichtung geschaffen zu haben, weise ich daher zurück.”

Weskamp stellt zudem klar: „Die Entscheidung über die Schließung von Standorten kann immer nur vom weiteren Zuwanderungsgeschehen abhängen. Die Zahlen der letzten Jahre lassen zumindest eine Konsolidierung zu. Ende vergangenen Jahres hatte die Kreisverwaltung der Bürgermeisterin, den Bürgermeistern und dem Amtsdirektor sowie den Kreistagsmitgliedern einen Ausblick zur weiteren Planung der Standorte von Gemeinschaftsunterkünften Geflüchteter gegeben, wonach kurzfristig keine wesentlichen Veränderungen durch Standortschließungen zu erwarten sind.” Sollten die Prognosen und Zugangszahlen es zulassen, wird der Landkreis die Situation neu bewerten und in einem Abwägungsprozess über die Schließung von Standorten beraten. Die Gemeinschaftsunterkunft in Zehdenick hat dabei eine hohe Priorität.

Im Zusammenhang mit der Eindämmung der Coronapandemie schreibt Weskamp: „Wir alle müssen aufgrund der Eindämmungsverordnungen einschneidende Eingriffe in unser gewohntes Privat- und Arbeitsleben hinnehmen. Der vielleicht vollständige Verlust des Arbeitsplatzes, Kurzarbeit oder Homeoffice mit gleichzeitiger Kinderbetreuung sind Umstände, die uns für die Zukunft nachdenklicher machen sollten und prägen werden. Die Ängste und Sorgen der Eltern kann ich deshalb natürlich verstehen. Klar ist aber auch: Eine Übertragung des Virus erfolgt größtenteils bei engem persönlichem Kontakt. Aus diesem Grund sehen die Hinweise des Robert-Koch-Instituts einen Mindestabstand von 1,50 Metern und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vor.”

Die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft in Zehdenick hingegen stehen aufgrund eines möglichen Kontaktes zu einem mit dem Coronavirus Infizierten noch bis zum 19.05.2020 unter Quarantäne. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden bis zum Ende der Quarantänezeit in einem intensiven medizinischen Monitoring betreut. Das nahe Wohnheim des Georg-Mendheim-Oberstufenzentrums wird daher momentan als mögliches Ausweichquartier für etwaige Verdachtsfälle aus der Zehdenicker Gemeinschaftsunterkunft vorgehalten. Bislang musste darauf nicht zurückgegriffen werden.

Die örtlichen Gegebenheiten und organisatorischen Maßnahmen ermöglichen es, einen ausreichenden Abstand zwischen den Schülerinnen und Schülern und den Bewohnerinnen und Bewohnern sicherzustellen. Deshalb besteht aus Sicht des Infektionsschutzes aufgrund der Gemeinschaftsunterkunft für die Schule kein erhöhtes Risiko gegenüber anderen Orten im öffentlichen Raum. Von zentraler Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass alle Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden. Mit der Schulleitung und dem Bürgermeister steht die Kreisverwaltung regelmäßig im Kontakt.

 

Aktuelle Fallzahlen in Oberhavel

Mit Stand vom Freitag, 15.05.2020, (12.00 Uhr) gibt es im Landkreis Oberhavel derzeit 58 COVID19-Erkrankte. Davon befinden sich 51 Personen in häuslicher Quarantäne, sieben Personen müssen stationär behandelt werden. Die bestehenden Erkrankungsfälle verteilen sich wie folgt auf die Kommunen: Hennigsdorf (30), Oranienburg (17), Mühlenbecker Land (4), Hohen Neuendorf (4), Velten (3), Zehdenick (2), Birkenwerder (2), Leegebruch(1) und Gransee (1).

Insgesamt sind in Oberhavel bisher 312 Menschen positiv auf das SARS CoV2-Virus getestet worden. Sieben Personen sind verstorben. 247 Personen sind bereits genesen – das sind insgesamt 79 Prozent der registrierten Fälle. 2.343 Menschen wurden bereits negativ auf das Coronavirus getestet, bei 241 Personen steht das Testergebnis aktuell noch aus. Außerdem sind derzeit 981 Menschen im Landkreis häuslich abgesondert, weil sie mit positiv getesteten Personen direkten Kontakt hatten.

Die Gesamtzahl der COVID19-Fälle verteilt sich wie folgt auf die Kommunen im Landkreis: Hennigsdorf (125), Oranienburg (46), Hohen Neuendorf (33), Velten (21), Glienicke/Nordbahn (19), Oberkrämer (13), Mühlenbecker Land (12), Löwenberger Land (7), Birkenwerder (7), Leegebruch (6), Liebenwalde (5), Zehdenick (8), Kremmen (4) und im Amt Gransee und Gemeinden (6). In Fürstenberg/Havel gibt es keinen gemeldeten COVID19-Fall.